In einer Beziehung, die einst von Zärtlichkeit und Vertrautheit geprägt war, plötzlich keine Gefühle mehr füreinander zu empfinden – diese Situation kann wie der Anfang vom Ende einer Beziehung wirken. Hinzu kommt, dass meist Verunsicherung und Orientierungslosigkeit um sich greifen und die Basis der gemeinsamen Verbindung verloren zu gehen scheint.
Besonders wenn die Beziehung bis dahin harmonisch war, kann der plötzliche Verlust von Gefühlen für ein Gefühlschaos und tiefe Ratlosigkeit sorgen. Fragen wie “Was ist passiert?”, “Habe ich etwas falsch gemacht?” und “Gibt es noch Hoffnung für uns?” kreisen in den Gedanken.
In diesem Blogbeitrag erfährst du etwas über die möglichen Ursachen für das Erkalten von Gefühlen in einer Beziehung und erhältst hilfreiche Tipps, wie du mit dieser Situation umgehen kannst.
Typische Anzeichen
Der Verlust von Gefühlen in einer Beziehung ist ein schleichender Prozess, der sich oft über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt. Manchmal sind die Anzeichen so subtil, dass man sie gar nicht wahrhaben will. Doch je früher man die Signale erkennt, desto besser kann man mit der Situation umgehen und Entscheidungen treffen.
Mögliche Hinweise auf erkaltende Gefühle in der Beziehung können sein:
- Das Bedürfnis nach Nähe und Austausch schwindet: Früher konntest du es kaum erwarten, deinen Partner oder deine Partnerin nach einem langen Tag wiederzusehen und ihm oder ihr alles zu erzählen, was dich bewegt hat. Jetzt genießt du deine Zeit lieber allein und erlebst seine oder ihre Gedanken zu deinen eigenen Themen gar nicht mehr so sehr als Bereicherung. Auch dem Anderen zuzuhören verliert für dich seinen Reiz und erscheint vielleicht sogar eher als eine lästige Pflicht, denn als Freude.
- Kleine Eigenheiten und Gewohnheiten des Partners nerven plötzlich: Dinge, die früher süß oder lustig waren, wirken jetzt störend und nervig. Du sehnst dich nach mehr Zeit und Freiraum für dich selbst und empfindest die Nähe des Partners als erdrückend.
- Kommunikation und gemeinsame Aktivitäten verlieren an Bedeutung: Gespräche werden oberflächlich und klingen gezwungen. Gemeinsame Unternehmungen und Interessen, die früher Spaß gemacht haben, verlieren ihren Reiz. Du ziehst es vor, Zeit mit anderen Menschen oder allein zu verbringen.
- Zukunftspläne und gemeinsame Visionen verblassen: Die Vorstellung von einem gemeinsamen Leben mit deinem Partner erscheint ungewiss und du spürst Zweifel in dir aufkommen. Du hinterfragst deine Beziehungspläne und stellst dir häufiger vor, wie dein Leben ohne deinen Partner oder deine Partnerin aussehen könnte.
Wichtig: Das Vorhandensein einzelner Anzeichen bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Beziehung am Ende ist. Jedoch können diese Hinweise ein Anlass sein die Zweifel, Ängste und Sorgen frühzeitig zu kommunizieren und sich bestenfalls gemeinsam zu überlegen, wie man damit umgehen möchte. In den meisten Fällen steckt ein Wunsch nach Veränderung dahinter von dem man stillschweigend annimmt, dass er mit dem Partner oder der Partnerin nicht zu realisieren sei. Oft stellt sich im Rahmen eines Gesprächs oder einer Paarberatung heraus, dass die Beziehungsperson doch zu mehr Veränderung bereit ist, als man dachte.
Die Ursachen für der Verlust der Gefühle
Der Verlust von Gefühlen in einer Beziehung kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal liegt es an einer schleichenden Entfremdung, die über Jahre hinweg gewachsen ist. In anderen Fällen kann ein plötzliches Ereignis den Ausschlag geben.
Häufige Gründe für das Erkalten von Gefühlen in der Beziehung sind:
- Unverarbeitete emotionale Verletzungen: In der Vergangenheit zugefügte Kränkungen, Enttäuschungen oder Streit können tiefe Wunden hinterlassen, die nicht verheilt sind. Diese schlummernden Verletzungen können sich zu einem latenten Groll gegen den / die Partner / Partnerin entwickeln, der die Beziehung vergiftet und die Gefühle langsam, aber sicher abtötet.
- Externe Herausforderungen: Manchmal stellen äußere Umstände die Beziehung vor eine Zerreißprobe. Ein Umzug in eine neue Umgebung, die Geburt eines Kindes oder Schicksalsschläge wie der Verlust eines geliebten Menschen können immense Belastungen darstellen. Wenn die Partner in dieser Situation nicht als Team zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen, kann dies zu Enttäuschungen, Missverständnissen und einem Gefühl der Entfremdung führen.
- Persönliche Weiterentwicklung: Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens. Durch neue Erfahrungen, Persönlichkeitsentwicklung oder Lebensumstände kann es zu einer Diskrepanz in den Lebensentwürfen und Wertvorstellungen der Partner kommen. Wenn es gelingt, diese Veränderungen offen und ehrlich zu kommunizieren und gemeinsam neue Wege zu finden, kann die Beziehung gestärkt werden. Gehen die Partner jedoch auseinander, ohne miteinander zu wachsen, kann dies zum Verlust von gemeinsamen Interessen und schlussendlich zum Erkalten der Gefühle führen.
Natürlich ist jede Beziehung einzigartig, sodass es noch viele weitere Gründe gibt, die zu einem Erkalten und dem Verlust von Liebesgefühlen führen. Erfahre im nächsten Abschnitt was du tun kannst, wenn die Liebe weg zu sein scheint.
Ist unsere Liebe noch zu retten? Hoffnung und Hilfe bei schwindenden Gefühlen
Der Verlust von Gefühlen in einer Beziehung ist in der Regel eine schmerzhafte Erfahrung. Vermeintliche Gewissheiten über eine gemeinsame Zukunft, bereits geschmiedete Pläne miteinander und der Alltag, wie er gerade ist, werden dadurch plötzlich und grundlegend in Frage gestellt. Bevor man aber aus einem Zustand des Schocks und Enttäuschung vorschnelle Entscheidungen trifft, sollte man sich vor Augen führen, dass nahezu jede langjährige Ehe und Beziehung solche Phasen des Zweifels kennt. Gefühle sind nun einmal keine gleichbleibende Konstante, sondern sind ihrer Natur nach veränderlich. Es ist im Grunde genommen fast normal und eben kein zwangsläufiges Zeichen für das Ende einer Ehe oder Beziehung, wenn mal einer oder beide weniger oder gar keine Liebesgefühle mehr empfindet. Daher ist es wichtig erst einmal einen kühlen Kopf zu bewahren. Dabei können folgende Schritte helfen:
Umgang mit schwindenden Gefühlen – Schritt für Schritt:
- Akzeptanz der Situation: Es fällt schwer und ist doch so wichtig – akzeptiere die Tatsache, dass du oder dein Partner / deine Partnerin im Moment weniger und kaum noch Gefühle empfindet. Vermeide es dich selbst oder den Gegenpart zu verurteilen. Dass Liebesgefühle mal stärker und mal schwächer sein können ist menschlich.
- Keine vorschnellen Entscheidungen: Nehmt euch erst einmal Zeit diese neue Information über eure Beziehung zu verarbeiten. Es gibt jetzt keinen Grund vorschnell und im Eifer des Gefechts grundlegende Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
- Hört einander zu: Versucht einander zuzuhören ohne zu unterbrechen und wiederholt was ihr jeweils vom Anderen verstanden habt. Haltet auch unbequeme und schmerzhafte Wahrheiten so gut es geht aus. Das Aussprechen und Aushalten derselben ist bereits der erste Schritt in die richtige Richtung.
- Stärkt eure Bindung: Auch wenn die Liebesgefühle gerade nicht so präsent sind, empfindet ihr in der Regel beide eine tiefe Bindung zueinander. Pflegt diese weiterhin durch regelmäßige gemeinsame Unternehmungen, die euch beiden Spaß machen und lasst das Thema mal für ein paar Stunden außen vor. Das kann auch etwas ganz Banales sein, wie einmal die Woche miteinander frühstücken zu gehen oder gemeinsam Sport zu machen.
- Professionelle Hilfe: Holt euch professionelle Unterstützung durch eine Paartherapie. Oft haben sich über eine lange Zeit Verletzungen und ungelöste Konflikte angesammelt, die das Paar überfordern. Hier bringt eine geschulte dritte Person oft den ersehnten Umschwung. In vielen Fällen können bereits in wenigen Sitzungen große Fortschritte erzielt auf deren Basis häufig wieder zaghafte Gefühle der Zuneigung und Liebe aufkommen können.
Denk daran:
Selbst wenn die Gefühle momentan erkaltet sind, bedeutet dies nicht, dass eure Beziehung am Ende sein muss. Es geht vielmehr darum, ob ein Wille da ist die Beziehung oder Ehe weiter zu führen. Wenn dies der Fall ist, kann die Liebe mithilfe einer Paartherapie oft wieder zum Leben erweckt werden.