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Paarberatung statt Paartherapie: Warum ich lieber von einer Beratung spreche

In diesem Artikel erfährst du, warum ich lieber von Paarberatung als von Paartherapie spreche und wie das mit meiner Arbeitshaltung zusammenhängt.

Paarberatung oder Paartherapie?

Paare suchen bei Beziehungskrisen, wichtigen Entscheidungen oder Kommunikationsproblemen meist nach „Paartherapie“. Deutlich weniger Interessent*innen nutzen das Suchwort „Paarberatung“, welches mit relativ großem Abstand auf Platz zwei folgt. Warum spreche ich dennoch lieber von Beratung und nicht von Therapie?

Wird bei einer Paartherapie wirklich therapiert?

Manche Partnerschaften leiden aufgrund einer psychischen Erkrankung eines Partners. Eine Angststörung oder depressive Erkrankung kann die Beziehung belasten. Das ist absolut real und valide und sollte ernst genommen werden, idealerweise auch von psychotherapeutischer Seite betreut werden.

Gleichzeitig gibt es aktuell vor allem in den sozialen Medien die Tendenz, Paare mit gewöhnlichen Paarproblemen zu diagnostizieren und damit zu pathologisieren. Begriffe wie „Narzissmus“ oder „Borderline“ werden oft vorschnell ferndiagnostiziert und mit ihnen Paarprobleme erklärt. Diese Tendenz empfinde ich als schwierig, da sie häufig einer fachlichen Grundlage entbehrt und zudem die Gräben zwischen den Partner*innen nur noch tiefer gräbt. Solche Einschätzungen führen oft zu einem Gefühl der Hilflosigkeit – was kann man schon machen, wenn der Andere ein pathologischer „Narzisst“ ist, außer sich zu trennen?

Der Begriff einer Paartherapie kann irreführend sein

Im Hinblick auf die tatsächlich gelebte Praxis eines paartherapeutischen Settings empfinde ich den Begriff einer Paar-„Therapie“ als tendenziell irreführend. Das Wort Therapie impliziert von vornherein, dass etwas Krankhaftes vorhanden ist, das geheilt werden soll. Dass Diagnosen gestellt werden. Wenn nicht offen durch den Paartherapeuten ausgesprochen, dann aber doch schon irgendwie im Hinterkopf. Genau dieses Bild hält viele Menschen davon ab, in eine Paar-„Therapie“ zu gehen, weil sie sagen: „Ich bin doch nicht krank, ich habe doch nur Beziehungsprobleme.“

Die Haltung einer Paarberaterin

Meine Haltung und diejenige vieler Kolleginnen, die ich kennenlernen durfte, ist eine der Neugier, Offenheit und einer gewissen Demut.

  • Neugier darauf, wer da kommt, was das für Menschen sind und was sie bewegt.
  • Offenheit, ohne Bewertung oder gar Abwertung, die Gedanken und (Beziehungs-)Visionen der einzelnen Personen zu hören und für sich stehen zu lassen.
  • Demut im Angesicht der Komplexität von Beziehungen, der Uneindeutigkeiten und Verwobenheiten.

Beziehungsprobleme sind keine Krankheit

Eine Paarberatung stellt die Dynamik der Beziehung ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie konzentriert sich nicht auf die einzelnen psychologischen Dispositionen der Partner*innen. Damit geht auch eine von einer psychotherapeutischen Therapie deutlich abweichende Haltung einher: Anstatt die einzelnen Menschen zu diagnostizieren und Pathologien zu suchen, geht es in der Paarberatung darum,

Dies führt bei einigen Menschen dazu, dass sie sich nachträglich für eine Einzeltherapie bei Psychotherapeut*innen entscheiden. Sie stoßen auf Themen, die sie bearbeiten wollen. Das unterstütze ich voll und gebe gerne Empfehlungen und Anlaufstellen weiter. Ernsthafte Beziehungsprobleme erfordern keine psychische Erkrankung. Fast jeder Mensch erlebt sie früher oder später, mehr oder weniger.

Fazit: Warum ich lieber von Paarberatung als von Paartherapie spreche

Worte schaffen Realitäten. Der Begriff Therapie impliziert die vermeintliche Realität einer Krankheit, die behandelt werden muss. Viele Paare schrecken davor zurück, eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen, weil sie sich nicht in der Rolle der „Kranken“ wiederfinden. Zudem suggeriert der Begriff einer Paar-„Therapeutin“ das Bild einer Person, die Diagnosen stellt. Beides schreckt viele Paare, die einfach nur an ihrer Beziehung arbeiten wollen, verständlicherweise ab.

Der Begriff Beratung stellt den Akt der kompetenten Begleitung in den Vordergrund. Er vermittelt das Bild von zwei Menschen, die Rat suchen, weil sie nicht weiterkommen und Unterstützung brauchen. Eine gute Beraterin hört aufmerksam zu, ist annehmend, bildet keine vorschnellen Urteile und schafft Vertrauen. Diese Vorstellung passt viel besser zu meiner Rolle in der Paarberatung.

Was denkst du darüber? Empfindest du auch einen Unterschied zwischen den Begriffen Therapie und Beratung, oder ist das für dich eher Wortklauberei? Lass es mich in den Kommentaren wissen.

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